Foto: Gian Lorenzo Bernini (1598—1680) Männliches Porträt im Dreiviertelprofil nach rechts © Städel Museum
Ausstellung

Aus der Schatzkammer

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Passend zur Buchmesse zeigt das Städel Museum in Frankfurt Zeichnungen italienischer Meister des Barock. Insgesamt 90 Werke werden präsentiert.

Jasmin Schülke /

Italien ist das diesjährige Gastland der Buchmesse. Nicht nur die Literatur aus dem Bel Paese wird in Frankfurt anzutreffen sein. Das Städel widmet eine Ausstellung in der Graphischen Sammlung den großen italienischen Meistern der Zeichenkunst. Tief in die Schatzkammer der umfangreichen Grafik-Sammlung ist man hinabgestiegen, um die Zeichnungen auszuwählen, erzählt Städel-Direktor Philipp Demandt.

Allein das ein zeitintensives Unterfangen: Die Grapische Sammlung im Städel umfasst über 100 000 Zeichnungen, vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Fast alle gezeigten Werke stammen aus der Städel-Sammlung. Beim Gang durch die sorgfältig kuratierte Ausstellung wird deutlich, dass die Zeichnungen nicht nur Vorbereitungen für Gemälde, Skulpturen oder Druckgrafiken sind, sondern eigenständige Werke.

Etwa ein männliches Portrait des Gian Lorenzo Bernini, der mit seinen Skulpturen und Bauwerken einer der herausragenden und prägenden Künstler der Epoche war. Selbstbewusst blickt der junger Mann den Betrachter an. Unklar war lange, ob es ein Selbstportrait des Künstlers ist. Die Forschung geht mittlerweile davon aus, dass es eher das Bildnis eines unbekannten jungen Mannes ist. Anhand dieses Portraits wird deutlich, dass Berninis Verve nicht nur die Skulptur und Architektur charakterisierte, sondern dass er in der Zeichnung ebenfalls überzeugte.

„Fantasie und Leidenschaft“ rückt eine wenig beachtete Gattung des Barock in den Mittelpunkt

Die Ausstellung ist nach geografischen Zentren des Barock gestaltet. Die beiden wichtigsten, Bologna und Rom, sind mit den meisten Werken vertreten, ihnen folgt Florenz. In Bologna wirkten die Brüder Annibale und Agostino Carraci, in Rom war Bernini der herausragende Künstler, der vor allem durch die Förderung des Barberini-Papstes Urban VIII., zu großem Ruhm gelangte.

Das 17. Jahrhundert war in Italien eine Zeit der Veränderungen. Die Kunst des Barocks setzt auf Emotionen: Bewegung, Dynamik, Licht und Schatten. Die Werke zeigen oft einen emotionalen Moment, auch in der Zeichnung, wie etwa Annibale Carracis „Maria mit vier heiligen Frauen in einer Landschaft“. Fünf tief verschleierte Frauen stehen dicht nebeneinander in einer leeren Landschaft. Ihre Gesten drücken Verzweiflung und Trauer aus. Die Striche sind kratzig, es scheint fast, als sei die Tinte ausgegangen, ist im Ausstellungskatalog (erschienen im Michael Imhof Verlag) zu lesen. Oder die Zeichnung, die einen sterbenden Elefanten zeigt: Bisher war es üblich, die Tiere im toten Zustand darzustellen, aber nicht im Prozess des Sterbens.

„Fantasie und Leidenschaft“ – so lautet der Titel der sehenswerten Ausstellung, die eine wenig beachtete Gattung des Barock in den Mittelpunkt rückt.

Info
„Fantasie und Leidenschaft: Zeichnen von Carracci bis Bernini“, Städel Museum Frankfurt, bis 12. Januar. www.staedelmuseum.de

Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt.
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