Ausstellung

Wiedersehen mit einer alten Bekannten

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Das Städel Museum Frankfurt zeigt die Ausstellung „Holbein und die Renaissance im Norden“. Dazu kehrt ein Gemälde zurück: die Holbein-Madonna, ein Bild mit einer wechselvollen Geschichte

Jasmin Schülke /

Die Renaissance markierte nicht weniger als eine Zeitenwende in der Kunst, den Wissenschaften und darüber hinaus in der ganzen europäischen Gesellschaft. Was in Italien seinen Anfang nahm, kam mit Zeitverzögerung – die Alpen bildeten zu dieser Zeit ein (Kultur-)Hindernis – schließlich in den Norden und damit hielt eine neue Formensprache Einzug. Zentrum der Entwicklung war Augsburg, um 1500 eines der führenden Kunstzentren nördlich der Alpen, Handelszentrum und – das muss man sich vorstellen – doppelt so groß wie München. Als Wegbereiter gelten die Künstler Hans Holbein der Ältere (um 1464-1524) und Hans Burgkmair (1473-1531). Hans Holbein der Jüngere (1497-1543), einer der größten deutschen Renaissancemaler, machte die Kunst schließlich in ganz Europa bekannt.

„Unter den Künstlern dieser Zeit stechen die Kollegen und Konkurrenten Holbein der Ältere und Burgkmair der Ältere besonders hervor“, erklärt Ausstellungsleiter Jochen Sander. Sie beeinflussten die nachfolgende Künstlergeneration – und damit Holbein den Jüngeren, der zum unangefochtenen Starkünstler avancierte. „In weniger als zehn Jahren hat er eine unverwechselbare, eigene künstlerische Ausdrucksweise entwickelt, die seinen Rang als eines der bedeutendsten europäischen Künstler des 16. Jahrhunderts ausmacht“, sagt Sander, die die Ausstellung gemeinsam mit dem Kunsthistorischen Museum Wien vier Jahre vorbereitet hat. Wien wird die nächste Station im kommenden Jahr sein.

Höhepunkt der Ausstellung im Städel: die Holbein-Madonna

Der unbestrittene Höhepunkt der Ausstellung, die rund 180 Werke umfasst, ist die Rückkehr der „Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen“ – in Frankfurt vor allem als Holbein-Madonna bekannt. Vor über einem Jahrzehnt machte das Gemälde überregional Schlagzeilen: Die Hessische Hausstiftung hatte den Leihvertrag zum Ende des Jahres 2010 gekündigt, das Gemälde blieb zunächst im Städel.

Ein Ankauf scheiterte trotz eines Gebotes von 40 Millionen Euro. Man sei mit dem Angebot an die „absoluten Grenzen gegangen“ erklärte der damalige Städel-Direktor Max Hollein betrübt. Ein höherer Kaufpreis war für das Museum außerhalb des Machbaren. Die Stiftung verkaufte das Gemälde im Juli 2011 daraufhin zu einem Preis, der unbestätigten Gerüchten zufolge, bei rund 60 Millionen Euro lag. Der Käufer: Unternehmer und Sammler Reinhold Würth, er lieh dem Städel nun das Bild, das er dem Museum einst wegschnappte.




Foto: Hans Holbein d. J., Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen, 1525/26 und 1528 © Städel

Das Antlitz der Maria der Holbein-Madonna ist weich, ihr Haupt wird von goldblonden Locken umrahmt

Unabhängig davon ist zu erkennen, mit welcher Macht die Formensprache der Renaissance bei Holbein dem Jüngeren Einzug hielt: Noch bei der „Solothurner Madonna“ von 1522 ist das späte Mittelalter zu erkennen, der Maler greift hier unmittelbar auf die „Lucca Madonna“ von Jan van Eyck zurück. Nur vier Jahre später bricht bei ihm eine neue Malweise durch: Das Antlitz der Maria der Holbein-Madonna ist weich, ihr Haupt wird von goldblonden Locken umrahmt. Sie steht in einer muschelförmigen Nische, das Jesuskind auf dem Arm, flankiert von den Stifterfiguren. Das Gemälde ist nicht weniger als ein Schlüsselwerk der Renaissance im Norden.

Und wer schon immer wissen wollte, ob Phillip Demandt ein Lieblingswerk in der Sammlung hat: Es ist der Mann mit der Nelke, Simon George of Cornwall, von Holbein dem Jüngeren – für den Städel-Direktor das schönste Bild überhaupt.

Info
Städel Museum Frankfurt, „Holbein und die Renaissance im Norden“, bis 18. Februar 2024. www.staedelmuseum.de

Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt.
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