„Dein Museum“ in Offenbach

Deutsches Ledermuseum lädt Besucher zum Mitgestalten ein

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Das Deutsche Ledermuseum in Offenbach präsentiert einen ganz neuen Zugang zur eigenen Sammlung und lädt das Publikum zum Mitgestalten ein. Sogar Wandtexte können verfasst werden.

Katharina J. Cichosch /

Vielleicht beginnt man ausnahmsweise mit denen, die nicht dabei sind. Denn gewöhnlich bekommt man sie ja nicht zu Gesicht – im Deutschen Ledermuseum (DLM) ist das jetzt anders. „Wir haben es leider nicht geschafft“, steht über einer Auswahl an Exponaten geschrieben, von denen hier aber immerhin Abbildungen präsentiert werden: ein Paar Mokassins aus den nördlichen Plains der USA, gefertigt um 1900.

Ein Puderzerstäuber König Friedrichs II. von Preußen aus dem 18. Jahrhundert, oder das Zigarrenetui mit Elfenbeinrelief aus Offenbach, vermutlich um 1860. Sie stehen stellvertretend für Abertausende Sammlungsobjekte, die im Archiv des Hauses lagern, aber nie von der Öffentlichkeit in Augenschein genommen werden.

DLM in Offenbach bietet Besuchern an, Ausstellung mitzugestalten

„Dein Museum“ ist als partizipative Ausstellung konzipiert, und damit in dieser Form bisher wohl einmalig in der Region. Die Idee, einen neuen Zugang zur umfangreichen Sammlung zu schaffen, haben DLM-Direktorin Inez Florschütz und ihr kuratorisches Team bestechend umgesetzt. Man kann via Instagram aus zwei Exponaten jede Woche seinen Favoriten küren und beim Museumsbesuch vor Ort aus einer größeren Auswahl ein Lieblingsobjekt auswählen.

Bereits geschafft haben es zum Beispiel das Notgeld aus Leder, eine geradezu paradoxe Erscheinung, überstieg doch der Materialwert rasch jeden aufgedruckten Gegenwert. Viele Vitrinen sind zu diesem Zeitpunkt noch leer, sie füllen sich erst im Laufe der Ausstellungsdauer. Nach und nach ziehen neue Objekte ein, begleitet von Texten, die noch verfasst werden. Aktuell haben Politikerinnen und Politiker oder andere Personen, die öffentliche Ämter bekleiden, Wandtexte beigesteuert.

Besucher können im DLM sogar Wandtexte verfassen

Kaweh Mansoori, SPD-Abgeordneter im Deutschen Bundestag, erkennt im Scheibentelefon von Arno Kersting mit Lederbezug aus 1958 einen „Vorläufer der edlen Handyhülle“. Der „Olympia“-Schuh des Künstlers Günther Uecker, mit Nägeln durchbohrt, erinnert Beate Kemfert, Direktorin Opelvillen Rüsselsheim, an die Schreckensbilder des Olympia-Attentats 1972 in München auf israelische Sportler, derweil die Spiele weiterliefen. Der Kürschnermeister Hans Schwarz hingegen nimmt sein Faible für Punk zum Ausgangspunkt der Objektbetrachtung. „Vielleicht“, fragt er das Publikum, „haben Sie als Betrachter*in eine eigene Theorie zu meinem Lieblingsausstellungstück?“

Tatsächlich werden später auch Texte von Besucherinnen und Besuchern präsentiert. Jeder kann seine Überlegungen zu einem Lieblingsobjekt aufschreiben. Ob Mehrheitsverhältnisse unbedingt die interessanteste Wahl schaffen? „Das wird ja sowieso nicht gewählt!“, sagt meine Begleitung resigniert und klebt den Favoritenpunkt an ein Pulverhorn aus Sternrochenleder. Bisher entfielen nur wenige Punkte auf das 1795 gefertigte Objekt.

Auch die Schaffnertasche mit Galoppwechsler, Lochzange und Fahrkartenfalter, ein analoger Gruß aus dem Deutschland der 1950er- und 70er-Jahre, wird es womöglich nicht in die Ausstellung schaffen. Zu jedem hier gezeigten Exponat stellt man sich ein Vielfaches vor, das ungezeigt und unerzählt bleibt. Wie schade das mitunter sein kann, auch diese Erfahrung gehört zum Ausstellungsbesuch.

Info
DEIN MUSEUM. Sammlung neu gesehen, Deutsches Ledermuseum Offenbach, bis 11. August 2024. Weitere Informationen finden Sie hier.

Katharina Cichosch
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